Was bedeutet Papier heute?

Mit der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft entstand das Bedürfnis und die Notwendigkeit, Informationen auf zuverlässigere Weise als durch mündliche Überlieferung weiterzugeben. Damit entstand auch die Frage nach einem Informationsträger, der gut verfügbar und dauerhaft sein und zudem eine hohe Informationsdichte realisieren sollte. In den frühen Hochkulturen nutzte man Tontafeln (Zweistromland), Wachstafeln oder Streifen pflanzlichen Materials, die in geeigneter Weise zusammengefügt wurden und bei denen durch Pressen und Schlagen austretender Pflanzensaft für die Verklebung sorgte (z. B. Papyrus in Ägypten, Griechenland, Römisches Reich, Amatl in den Inka-Hochkulturen). Daneben verwendete man bis ins Mittelalter hinein z. B. auch in Deutschland Tierhäute (Pergament).

Diese Beschreibstoffe erfüllten jedoch nicht alle der eingangs genannten Kriterien für den gesuchten Informationsträger. Im Jahre 105 dokumentierte der kaiserliche Hofbeamte Tsai Lun (China) die Herstellung eines Beschreibstoffes, der durch Entwässerung einer Suspension pflanzlicher Fasern auf einem Sieb hergestellt wurde. Damit war die Papierherstellung erstmals urkundlich erwähnt. Die Kenntnis von der Kunst (die Papiermacher der Gegenwart betrachten ihr Fachgebiet auch heute noch als solche) des Papiermachens breitete sich entlang der Handelswege zunäcchst nach Korea und Japan, später in den arabischen Raum und von dort aus nach Europa aus.

Im Jahre 1390 begann mit der Errichtung der Gleismühle zu Nürnberg durch den Kaufmann Ulman Stromer die Geschichte der Papierherstellung auf deutschem Boden. Wurde anfangs noch jeder Bogen einzeln mit der Hand hergestellt, sorgte die Erfindung des Franzosen Louis Roberts im Jahre 1798 und ihre Weiterentwicklung am Anfang des Industriezeitalters dafür, dass jetzt quasi endlose Papierbahnen mit verkürztem Zeitaufwand gefertigt werden konnten.

Mit dem Beginn des Industriezeitalters begann auch die Wandlung des Papiers (und der verwandten Produkte Karton und Pappe) vom reinen Informationsträger oder Verpackungsmaterial hin zu einem sehr vielseitigen Werkstoff. Wenn Druck- und Schreibpapiere auch heute noch mengenmäßiig dominieren, so gibt es derzeit etwa 5000 Papiersorten für die unterschiedlichsten Anwendungen. Viele Spezialpapiere erfahren eine derartige Veredlung, so dass sie Eigenschaften verliehen bekommen, die ihr Ausgangsmaterial, die Pflanzenfaser, normalerweise gar nicht aufweist.

Wenn wir uns in der Gegenwart umschauen, stellen wir fest, dass Papier heute z. B. auf modernen Maschinen mit ca. 10 m Breite und Geschwindigkeiten von 2000 m/min in hoher Qualität hergestellt werden kann. Die Papierbahn selbst ist dabei etwa 0,1 mm dick. Die Rohstoffe sind nachwachsend, und mit dem Einsatz von knapp 60 % Altpapier erfüllt die deutsche Papierindustrie eine wesentliche Voraussetzung für effizienten Umweltschutz.

Auch im Informationszeitalter hat das Papier nicht an Bedeutung eingebüßt - im Gegenteil. Die Anforderungen an Mengen und Qualität sind langfristig im Steigen begriffen und vielleicht möchten Sie diesen kurzen Beitrag ja sogar ausdrucken, denn nur “…was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen” (Goethe).

Mit Gunst von wegen’s Handwerk